Ist Homeoffice als Trend am Absterben?

Ein Text von
Dr. Markus Dobler
Erschienen am
27.3.2024

Ist Homeoffice als Trend am Absterben?

Homeoffice als neuer Trend ist out. Zumindest wenn man den Trend beobachtet, den große Tech-Unternehmen und einigen DAX-Konzerne verfolgen. Sie holen ihre Mitarbeitenden wieder größtenteils zurück in die Bürolandschaft.

Was sind die Gründe für den Sinneswandel? 

Vorwiegend werden 3 Gründe genannt:

1. Die Gründe liegen u. a. in der Behauptung, dass die Mitarbeitenden im Remote-Office spürbar weniger Leistung liefern als im Büro. Einige sollen sogar keine Leistung mehr liefern, weil sie die Arbeit als Störfaktor im Home-Office empfinden.

2. Andere Unternehmen stellen fest, dass sich die Bindung zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitenden langsam auflöst und 

3. ein nicht geringer Teil der Führungskräfte bemerkt, dass die Führung ihrer Mitarbeitenden noch schwieriger geworden ist, als sie es ohnehin schon empfinden. Sie sind daher nicht begeistert über diesen Trend des Remote Arbeitens.

Was davon ist richtig an diesen Argumenten?

Zunächst lässt sich feststellen, dass mobiles Arbeiten keinen neuen Trenddarstellt. Ortsungebundenes Arbeiten an den eigenen Projekten gibt es seittausenden von Jahren – und somit auch Führen aus der Distanz. Denn die ganzen Fürsten und Könige waren ja selten vor Ort. Nur nannte man es damals noch nicht REMOTE ARBEITEN.

Durch unsere über 200 Kunden in über 90 verschiedenen Branchen haben wir in den letzten 15Jahren viele Erkenntnisse zum Thema Remote Arbeiten durch die Problemstellungen unserer Kunden gewonnen. Dabei können wir konstatieren:  

1.  Es gibt eine Erfolgsformel für Führung, die sowohl in der Ferne als auch in Präsenz die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Führung weniger Aufwand bedarf.

2. Es gibt in Wahrheit keinen relevanten Unterschied, ob sie in Präsenz oder aus der Ferne führen, weil es dieselben Erfolgsfaktoren sind, die den Führungserfolg definieren. Was in Präsenz nicht funktioniert, das verstärkt sich im Remote Arbeiten um ein Vielfaches, ähnlich wie bei einem Brennglas.

3. Remote Office wird gerne als Privileg angesehen oder gar als Selbstverständlichkeit. Beides ist nicht der Fall, denn in einem Arbeitsverhältnis zwischen Mitarbeitenden und Arbeitgebenden geht es darum, für den Preis, den ein/e Mitarbeiter/in kostet, die maximale wertschöpfende Leistung zu generieren. Wenn Mitarbeitende ihre maximale Leistung innerhalbeiner Bürolandschaft erzielen können, sollten sie im Büro arbeiten. Dies gilt ebenso, wenn sie ihre volle Leistungsfähigkeit zuhause abgeben können.

4. Die Entscheidung, Remote-Office als firmenweite kollektive Entscheidung zu platzieren, ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar, jedoch eher schädlich als nützlich. Denn nicht jede/r Mitarbeiter/in hat die Voraussetzungen, zuhause die optimale Leistung abzurufen. Bei manchen verhindert dies allein die Ablenkbarkeit der Umgebung zuhause. Andere wiederum empfinden Remote Work als Einsamkeitsbooster und lehnen dies schlicht ab undliefern daher keine oder kaum Leistung. 
Im Weiteren gibt es jene Mitarbeitenden, die zwar mehr Leistung im Remote Arbeiten generieren, für sich jedoch kein Ende finden und sich bis zur Erschöpfung grenzenlos verausgaben, sodass sie am Ende durch ein Burnout für lange Zeit ausfallen.
Alternativ gibt es auch jene Mitarbeitenden, die für sich keinen Anfang finden, weil sie sich bereits genug Arbeit durch den Haushalt, durch die Kinder oderdurch die Hunde, den Garten oder durch den Bau eines Hauses auferlegt haben. Vor lauter Arbeit aus dem privaten Umfeld bleibt so keine Zeit, um für das Unternehmen zu arbeiten.

Gibt es überhaupt eine Lösung und wie sieht diese aus?

Mitarbeitende müssen geführt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Führung vor Ort von Angesicht zu Angesicht stattfindet oder ob die Führungskraft ihre Mitarbeitenden aus der Ferne führt. Führen dient keinem Selbstzweck, sondern dazu, Mitarbeitende dazu zu bringen, für das Unternehmen die beste Leistung abzugeben. Führen dient also der Leistungserzeugung. Leistung wird durch Fördern von Mitarbeitenden und Fordern derselben erzeugt. Ohne Fördern und Fordern keine Leistung. Die Führungskraft muss also dafür sorgen, dass Mitarbeitende ihren Job machen können, und sie muss dafür sorgen, dass Mitarbeitenden ihren Job auch wirklich machen.

Kurz: Sie mussfördern und fordern. Beides wird mit Hilfe von Kommunikation gesteuert.

Daher kann man konstatieren: Ohne Kommunikation keine Leistung.

Und da Führung Kommunikation ist, bedeutet das auch: Ohne Führung keine Leistung.

Nur ist Führung nicht jedermanns Sache. Denn um zu führen, reicht es nicht nur zu kommunizieren, man benötigt auch das nötige Gespür dazu. Daher kann man zusammenfassen: Führen heißt auch spüren!

Somit ist die Leistungsformel:

Leistung = [Führungspotential x Mitarbeiterpotential] –Störfaktoren

Ob diese Störfaktoren in der Umgebung zuhause oder in der Firma vorkommen, spielt dabei keine Rolle. Die Führung muss sie erkennen und wissen, wie sie darauf eingeht. Dafür benötigt sie Instrumente und diese müssen vermittelt werden.

Dann klappt‘s auch zuhause.